Zen and the art

of bicycle maintainance. Der vordere Mantel (sic) hatte einen Seitenschlag. Ich hab den mal getauscht, in der Hoffnung, dass er nicht mehr alle 2,3 Meter nervt.

Die schleifenden Bremsscheiben endlich mal geradegedengelt.

Und dann noch mal alles festgezogen und geölt.Der Freilauft zickt gelegentlich – aber da hatte ich jetzt keine Lust zum schrauben. 

Zur Belohnung gibt’s einen Roten Teppich.

Leckeres unfiltriertes Ale.

Was irgendwie passt, die Hopperdietzels waren die ersten Siedler in Puyuhuapi und haben ein wenig Urwald gerodet, ein bisserl Landwirtschaft betrieben und dann Teppiche gewebt. 

Food truck

Nach einem 300 hm Anstieg ohne Schatten stand einer der vielen ausrangieren Busse herum und verkaufte Mote con huesillo. Und Wasser. Die nette Verkäuferin hielt mir mehrere hin, um zu testen, welcher denn der kälteste sei. Das Bond-Zitat „Do I look like I would care“ kannte sie nicht. Egal. Das einzig senkrechte nach dem Pass. 

Der 100m Tunnel hatte eine erhöhte Fussgängerspur, ich hab da mal geschoben und alles an reflektierendem getragen, was ich so habe.

Die letzten 30 km waren anstrengend, viel Verkehr. Naja, ist ja auch die Verbindung von der Provinzhauptstadt zum nächsten Hafen Puerto Chacabuco . 

Coyhaique

Die Hälfte der Carretera ist geschafft. 

Ein guter Grund, ein wenig zu feiern.

Heute entschied ich mich für einen kleinen Umweg, in der Hoffnung auf Rückenwind am Nachmittag. Normalerweise sollte der vom Meer her kommen. Tat er aber nicht. Der Depp.

Egal, war schon schön. Bis auf den Pass am Ende, der war anstrengend. 

90 km, 1100 hm, 6h. So sonnig, dass ich eine Stunde Mittags in einer Bushaltestelle Schutz vor der Sonne gesucht habe. Und dann noch eine in der nächsten Wirtschaft mit einer Eintopfsuppe. Superlecker. Alles auf den Punkt. 

Insgesamt bisher:

840 km, 57 h, 9700 hm. 

Es gibt kürzere Transalps. Ich wusste nicht, dass es so wellig ist. Das Kartenmaterial lässt das nicht erkennen,  die besten Karten werden vom wichtigsten Tankstellenbetreiber gesponsert.  Und im Auto ist es relativ egal, ob es rauf oder runter geht. 

Ein wenig herumbasteln am Tacho und an den Gepäckträgern, ein verlorenes Cleat und mein Duschgel habe ich auch mal irgendwo stehen gelassen. Das Display vom mp3-Spieler ist auch semirota. Casi nunca.

Dafür sensationelle Natur. Tolle Ausblicke. Nette Menschen. Lustige Sprache. Wichtige Gespräche. Einige Gleichgesinnte. Habe schlimme Lieder gesungen in der Kälte, im Regen, in der Hitze. Mit brennenden Schenkeln mich gefragt, ob ich noch mental gesund bin.

Perfekte Einsamkeit genossen.

Freunde gefunden. Grenzen überwunden. Dankbarkeit neu entdeckt.

Und Farben. Lupinenwiesen. Fuchsienwälder. Nalcas in der Größe von Terassen. Alaceas, die schon alt waren, als bei uns die Zeitrechnung anfing. 

Bunteste Vögel. Neugierige Riesenkaninchen. Kalbende Gletscher. Derbste, aber herzliche  Bauarbeiter. 

An Supermarktkassen die Leute um mich herum gefragt, warum um alles in der Welt die Kasse für „weniger als 10 Dinge“ die langsamste im ganzen Laden ist. Erstaunte Blicke und ein wohlwollendes „Stimmt, Du hast recht. Komisch“ geerntet. 

Ich bin glücklich.

Nochmal? 

Claro que sí.

Waschtag

Endlich mal wieder den Duschvorleger waschen. Das Merinoshirt war nach einer Stunde wieder staubtrocken.

Der Weg heute nach Mañihuales war ein wenig komisch. Erst wunderschön,  dann änderte sich die Landschaft. Tegernsee statt Stubai. 

Und dann ist der Dschungel weg. 

Das liegt an der Landvergabe in 1940ern. Siedler durften das Land behalten, das sie binnen eines Jahre bewirtschaftbar machten. Und Feuer ist halt schneller als Säge, also haben die damals eine Gegend in der Größe von halb Oberbayern abgefackelt. Ein paar Jahre später kam dann ein Unwetter und der ganze Baz ist runtergeschwemmt und Puerto Aysén, der Namensgeber der Gegend, hat keinen Meerzugang mehr. Was irgendwie doof ist für einen Hafen.

Dafür pfeift der Wind mit 4-5 bft durch das Tal. Leider aus der falschen Richtung. 

65 km, 600 Hm. 6h im Sattel für die paar km auf gutem Asphalt ohne größere Steigungen. Zwei neue Chilenen mit MTBs plus Yaks getroffen. Und die netten Slowenen, Susanna und Ricardo.

Achtung, Bongospielerinnen

Manche Verkehrsschilder teilen das Schicksal vom King Luki dem Zwoten. Ein ewig Rätsel.

Egal, der liberale chilenische Weg ist vermutlich der richtige. Angucken, staunen und ignorieren. Ein deutsches Pärchen auf einem durchaus sehr geländetauglichen Motorrad erzählte mir, dass sie am Anfang des Passes von einem Benzintanklaster überholt wurden und den erst 40km später wieder sahen. 

Velocidad máxima 20 km/h. Und das als Gefahrguttransport in einem Naturschutzgebiet.

Die Sozia hat mir Kekse angeboten, ich habe dankend abgelehrt, weil ich auf meinen Kalorienhaushalt achten müsse.

Ich hab’s dann erklärt: ich brauche sowas um die 5000 pro Tag und Dietkekse sind da der falsche Weg. 

Espresso

Boah, so ein richtig guter Espresso wäre mal wieder was. Der motorisierte Kollege macht eine Weltumrundung und Lavazza ist einer seiner Sponsoren. Er sitzt da so rum,  weil sein Begleiter ein Photo mit dem Logo des Kaffeerösters macht. Als ich meine, für einen guten Espresso würde ich vermutlich Straftaten begehen, die nicht verjähren, meinte er, sein Vorrat sei vor 14 Monaten im Karakorum zu Ende gegangen. Wenn ich das Italienisch richtig verstanden habe. 

Die bittere Wirklichkeit:

Noch ein Pass

Noch ein Pass mit 500 hm lag auf dem Weg. Eines drei Autos auf dem Weg hoch hielt an und wollte wissen, ob er mich mitnehmen soll. Dankend abgelehnt.

Noch ein Pärchen aus der Slowakei getroffen, die sind wohl die Könige der Logistik. Pro Nase nur zwei Ortliebs.

Das ist bei mir gerade mal Küche und Werkzeug.

Noch was zum Übernachten in Villa Amengual gefunden, warme Dusche, Chefin kocht noch was,  Wifi. Wunderbar. Jefe hockt im Wohnzimmer und zappt durch Sportkanäle, Mama singt in der Küche irgendwelche Schlager mit und der Bub spielt lautstark auf seinem Telefon.

Gestern war es ruhiger.

Leicht bewölkt, 80 km, 1300 hm. Meist guter Schotter.

Hängegletscher

75 km. 900 hm. Blöde Baustelle, 20 km  immer wieder stehen bleiben und warten. 

Aber dann der Abzweg zum Hängegletscher. Noch zwei Kilometer. Nette Campingmöglichkeiten. Also schnell das Gepäck runter. Oh Mist, der vordere Gepäckträger hat auch einen Bruch. Mit einem Expander ist der aber schnell notdürftig repariert. 

Schnell weiter zu den Aussichtspunkten. Nummer Eins und Zwei sind fix abgehakt. Nummer drei ist eine dreistündige Wanderung. Kurzer Check: kurz vor acht, noch eine Stunde Licht. Geht sich aus. Toller Blick auf den Gletscher, der sich langsam über einen Abhang schiebt. Immer wieder krachen Seracs lautstark in die Tiefe. Schnell, aber vorsichtig zurück (kein Mensch im Umkreis von 25 km, kein Netz,  da wäre ein gebrochener Hax echt doof) und beim schwindenden Tageslicht das Zelt aufgebaut. Dann noch Spaghetti mit Tomatensoße gekocht. Traumtag

Lebakassemme

Puyuhuapi ist ganz bezaubernd. Der Ort wurde 1935 von Sudetendeutschen gegründet. Deswegen tragen die Straße Namen wie „Otto Übel“ oder „Hopperdietzel“. Die Carretera wird hier weiter ausgebaut, von 13:00 bis 17:00 ist sie gesperrt. Pausenzeit.

Die 50 km bis hier waren anstrengend, grober Schotter. Gut 3h, 650 hm, 20 Grad.

Zefix

So ein leckeres Klettergebiet vor der Haustür und ich hab keinen Strick dabei.

Nagelneue bolts und die Routen nicht abgegrabbelt. Das Bild habe ich von einem Café aus gemacht. Abendsonne.

Zustieg: 30 Meter.

Und kein Mensch klettert. In Arco oder der Fränkischen müsste man sich ein Jahr im voraus anmelden.