Geschüttelt und gerührt

Ich wollte heute mal gucken, wie der Weg zum Bootsanleger ist und habe das offizielle Ende gefunden.

Meine  Güte, Carretera, was haben wir erlebt in den letzten Wochen. Wunderbare Landschaften, Momente puren Genusses, Abgründe der Verzweiflung, Hunger, Durst, Staub. Oh ja, viel Staub. Interessante Begegnungen. Hitze, Kälte. Regen reichlich. Unerträglicher Sonnenschein. Die klarsten Flüsse und die sternreichsten Nächte. Orion auf dem Kopf. Das Kreuz des Südens.

Danke dir.

Caliente

So eine heisse Dusche nach ein paar Tagen ist was feines.
60km,  4h,  700hm, anfangs Regen, dann Sonnenschein bei 17 Grad.

Villa O‘ Higgins ist das Ende der Carretera, ich habe es also geschafft.

Links hinten liegt der Ort, aber es sind noch ein Dutzend Kilometer.

Erstaunlich unspektakulär ist es hier.

Ist halt einfach der letzte Ort im Süden.
Alles in allem meint der Tacho 1474 Kilometer in 111 Stunden mit 18700 hm.
Darauf erst mal eine Brotzeit.

Hektik

Heute war es fast schon hektisch, ich wollte die Fähre um 12:00 erwischen. Der Weg war unerwartet wellig. Am Ende hatte ich noch Zeit für 2 Auszogne und einen Kaffee – es gab ein kleines Café in dem 5-Häuser-Ort. Dann eine Stunde Schifferl fahren und dann ging es auf meist gutem Schotter rauf und runter.
Wenig Verkehr, klar, wen die Fähre nur dreimal am Tag geht. Und dazwischen ist mehr oder weniger nichts. 

Fahrradspuren im Sand gesehen, aber keinen getroffen.

Die Beine fühlen sich immer schwerer an, ich dehne ausführlicher bei jeder Futterpause. Das scheint ein wenig Erleichterung zu bringen.

Der letzte Pass ist bezwungen, kurz vor ihm fing es leicht zu regnen an. Jetzt schiffts scho gscheid. Im Zelt dann Spaghetti mit Tomatensoße gemampft

Jetzt ist es nur ein Tag bis O’Higgins.

65 km, 1300 hm, 5:30 h, 12 Grad um 20:00.

Rainy day

Die Vorhersage hatte Recht, heure setzte der Regen ein. Die Straße war gut befahrbar, der Verkehr hielt sich in Grenzen. Zwei Engländer getroffen, die nach Norden radeln. Und einen Belgier und eine Kanadier mit Motorrädern, die sich unter einem Baum ausruhen. Wie sich herausstellte sind sie Cousins.

Und die 1000 km Markierung passiert.Diese kleinen Taferl am Straßenrand sind seltener geworden, im Norden standen sie noch alle 200m entfernt.


Zum Glück kurz vor der Abzweigung nach Tortel eine Hütte der Strassenbauer gefunden. Ob dis Klamotten trocken werden? Zumindest werden sie nicht nässer. Die gut 20 Jahre alte Radljacke, die ich imprägniert und deren Gore-Membran ich im Trockner reaktiviert hatte, ist erstaunlich dicht.
Dann noch eine Nudwlsuppe gekocht, später gibt es noch Ravioli.

Wenn alles klappt, dann sind es noch zwei Tage bis Villa O’Higgins, dem Ende der Carretera. 

54 km, 450 hm, 4:30 h, 14 Grad um 18:00.

Madln mit Wadln


Schöne Fahrt heute,  ein wenig seltsam war es schon, loszuradeln in der Gewissheit, dass jetzt lange nichts mehr kommt. Der Verkehr hat sich gelegt, vier Autos und drei Busse. Es gibt noch einen Abstecher nach Caleta Tortel, 20 km von der Carretera. Der Ort ist quasi Venedig, alles steht auf Stelzen aus Holz. Weiß noch nicht, ob ich mir das angucke.
Unterwegs vier Argentinierinnern getroffen, die sind von Chile Chico nach El Chaltén unterwegs. Die Chicas wollten nach der traumhaften Abfahrt runter zum Rio Baker eigentlich zum einzigen Campingplatz 4 km entfernt, sind aber dann doch weiter geradelt. Ich hatte mein Zelt am Fluss aufgebaut und war am kochen der zweiten Nudelportion (wenn vier Portionen draufsteht, dann ist es eine Vorspeise), als die Mädels vorbeiradelten. Jetzt campen sie auch an diesem netten Flussufer.

55 km, 4:30 h, 900 hm, 15 Grad um 20:00. Waschbrettschotter. 

Dear Diary

wir werden uns eine knappe Woche nicht mehr sehen.Wenn alles gut geht. Jetzt fängt der spannende Teil an. 230 km schlimmster Weg, was man so hört. Dann noch einen Ort, Villa O’Higgins, vielleicht gibt’s da sogar was an Infrastruktur. Dann zwei Barcas und dazwischen 25 km Fluchen und Schieben durch Schlamm.

Ich habe eingekauft. 

General Store

Von außen ist er unscheinbar,  ein wenig kleiner als ein halber Aldi.

Aber sie haben fast alles. 

Außenbordmotoren.

Haute couture

Öfen

Kameras

Waffen

Wein 

Brot (naja, die ausgestochenen Hefeteiglinge ohne nennenswerten Geschmack halt) 

Algen (Cochayuyos für ein Eintopfgericht, danke Karin, ich hatte keine Ahnung)

Und natürlich den Exportschlager Deutschlands. Also jetzt nichts von VW, BMW, Mercedes, Siemens oder (leider) Haribo.

Das einzige, was sie nicht hätten, war ein USB-Kabel mit dem breiten Stecker. No somos un museo, meinte die Verkäuferin.

Ruhetag

Eigentlich wollte ich ja einen knieschonenden ersten Ruhetag einlegen, aber im Was-wir-nicht-haben-brauchen-sie-nicht-Supermarkt traf ich Thierry und kurz später Miguel. Also sind wir wandern gegangen, Miguel hatte gestern die größte Runde in Marathondistanz solo gemacht, bis wir kurz vor Mittag am Eingang waren, meinte der Ranger, dass die große jetzt nicht mehr in Frage komme. Also nur die nächstkleinere, gute 20 km, gut 1000 hm. Schöne Runde, einige Klettereinlagen. Und neben den Karsthöhlen in Mexico das klarste Wasser, das ich je gesehen habe.

Cochrane

Die letzte Stadt. Jetzt kommt lange nichts mehr. Dafür ist es ganz nett hier, es gibt sogar einen Supermarkt. Der verdient einen eigenen Artikel.

Und zwei von diesen Trimm-Dich-Anlagen, man wunder sich schon,  warum die meisten Chilenen doch eher gut beieinander sind. 

Die Beine sind müde, ich lege mal zwei Pausentage ein. 

45 km, 5:30h, 32 Grad, Waschbrettschotter und 4km loser Sand.