La Fueguina

Ist das erste Café, das mir über den Weg lief. Während ich auf den zweiten doppelten Espresso und ein weiteres Süßteilchen warte, bekommen die Geräte lecker Strom.

Nicht im Bild ist das Telefon. Das Wifipasswort ist mascafe123. Mehr Kaffee. Passt irgendwie.

Ich war ja lange am überlegen, ob ich das schwere Vierfachnetzteil mitnehmen soll, aber die Entscheidung war schon gut. 

Scandal

Ein Exmoderator von Top Gear, einer populären englischen Auto-TV-Show, hat auf Twitter allen frohe Weihnachten gewünscht. Außer den Feuerländern, die können zum Teufel gehen.

Los fueginos are not amused.

Ich bin gerade auf der Avenida de Heroes de Malvinas nach Rio Grande hereingerollt, das war vermutlich ein wichtiger Stützpunkt damals.

Im Nichts

laufen Jay und Chris aus den USA mit ihrem Zeug im Kinderwagen nach Norden. Die nächsten 500 km sind auf dem Radl schon grenzwertig, selbst wenn man sich durch das Œvre von Mickey Spillane durchhört, aber zu Fuß führt diese sensorische Deprivation zur Hirnschmelze.

80 km, 4:30 h, 450 hm. Meist ripio bis auf 15 km neuer Straße. Satter 4er Rückenwind.

Oh mei (It won’t)

Nach 2300 km, 24000 hm und 160 h im Sattel hatte ich eine kleine Zusammenfassung geschrieben. Leider aus Versehen gelöscht. WordPress auf dem Telefon ist nichts für die Grobmotoriker mit den tauben Fingern. 

Ich schreibe einfach nochmal. Im Fernseher ist eh nix interessantes. Jajaja, was in Textnachrichten einem Smiley gleich zu setzen ist.

Was stört eigentlich beim Radln? 

Nun, hier ist es der Wind. Wenn er von vorne kommt, dann macht man so um die 5 km/h. Bei Rückenwind muss man alle Viertelstunde eine Pause einlegen, sonst verbiegen sich die Bremsscheiben. Zu schnell will man nicht werden, sonst bricht irgendwas bei dem Geholper. Und man bekommt Kopfschmerzen. Und runner’s nipples.

Seitenwind ist saugefährlich, vorbeiziehende LKWs erzeugen einen Windschatten und Sog. Je nach Richtung ist man da entweder im Graben oder auf der anderen Straßenseite. Beides nicht so gut. Daher auch die eher kurze Zeit oben, ich bremse und bleibe stehen, wenn ich einen lauten Motor höre. Ich habe diese Pedale, die nur auf einer Seite Clickis haben. Praktisch. 

Das Kartenmaterial ist extrem ungenau, die Flüße,  die es geben soll, sind aus ästhetischen Gründen hinzugefügt worden. Und manche Ortschaft existiert gar nicht mehr. Heute zum Beispiel hätte es einen Puerto Nuevo geben sollen, aber alles, was da war, war ein Hinweisschild, das besagte, dass hier mal in den 1910ern Goldsucher lebten. Also kein Kaffee, keine Empanadas, kein Wasser

Sprachlich klappt es ganz gut, die Chés, also die Argentinier, verstehe ich besser als die Chilenen. Die reden zu schnell und verschlucken Binnenkonsonanten.

Dann lieber das argentinische Spanisch, da ist nur das Doppel-L ein Sch-Laut. Die beliebte Ferieninsel im Mittelmeer ist „Maschorka“

Die Leute sind superfreundlich, bei meiner Schon-10-km-geschafft-Pause bleiben sie oft mal stehen und fragen, ob alles gut sei.

Ungefähr soweit kam ich in der ursprünglichen Fassung, dann kam eine Japanerin und fragte, ob sie hier auch schlafen könne. Die sind so superhöflich. Ich hab dem unterkühlten Mädel erst mal einen Tee gekocht und sie mit Schokolade gefüttert. Ist ja schließlich Weihnachten.

Hut ab vor der Japanerin. Mit einem Baumarktkinderradl hätte ich mich das nicht getraut.
Der Kollege hat ähnliche Gedanken  http://www.roughchop.net/que-mierda-the-other-side-of-cycle-touring/

Casablanca

Ein deutschgebürtiger Australier hatte mir gestern von der Hütte erzählt. Der Typ war interessant, um die 60, die Kids sind längst aus dem Haus und er radelt gerade von Brasilien runter und jetzt auf der Pazifikseite wieder hoch. Dann noch ein Pärchen aus Holland getroffen, die wollen hoch nach Alaska. Und bei den Pinguinen eine Familie aus Alaska, die mit ein paar Busetappen die gleiche Strecke gefahren sind wie ich. Die Kinder sind 3 und 4.

Ganz nett hier, in der Nacht fing der Regen an und hat noch nicht wieder aufgehört. In der Früh stand ein wenig Wasser im Zelt. Das passiert heute nicht.

60 km, 4h, 9 Grad, meine drei Freunde ripio, Gegenwind und Regen reichlich.

Peter, den ich in den Torres getroffen hatte, hat sich gemeldet. Er schreibt unter https://bike-it-yourself.com

Bushäuschen

In den Bushäuschen verewigen sich die Radler. Manchmal erfährt man interessante Dinge wie „nächster Fluß erst in 60 km, aber die Estancia in 20 km gibt gerne was ab“ oder „Ab 22:00 kommt man umsonst in den Nationalpark“ oder „Lass dein Zelt nicht unbeabsichtigt, die Füchse zerstören es auf der Suche nach Nahrung“.

Weiter oben habe ich die gerne für eine Siesta in der Mittagshitze genutzt, hier eher als Schutz gegen den Wind. Mal in Ruhe einen Keks essen, einen Schluck Tee trinken.

Lesson learned: Die Isoflasche im Radlflaschenformat ist total, wie der Chilene sagt. Gut für das Gemüt, so ein Heißgetränk. 

Wenn die jetzt noch Earl Grey hätten…

Radlladn

Der erste gut sortierte Radlladen seit Santiago. Hoffentlich finden die beiden netten Französinnen den Weg, den ich ihnen beschrieben habe. Ich verweigere ja andere romanische Sprachen – das verwirrt mein Spanisch.

Die Madames so in meinem Alter machen einen fitten Eindruck. Sie wollen hoch nach Kolumbien. Bonne Chance! 

Die Radleretiquette verlangt ja, dass man kurz anhält, ein wenig quatscht über das Woher und das Wohin und das Heimatland, ein wenig Tipps für die nächsten Etappen austauscht, wenn es die Gegenrichtung ist, sich Wasser und Kekse anbietet.

Das ganze meist in Spanglisch.

Civilización 

Jetzt bin ich in Punto Arenas angekommen. Alle Ensignien der Zivilisation sind vorhanden: Wasser, Kaffee (nicht mal schlecht, Marley Coffee, aber halt Ohrwurm: Stir it up), Empanadas, Kuchen, Strom und Fensterscheiben. Es zieht nicht. Fein. 

Im Fernseher läuft eine Kochsendung, im Hintergrund RHCP. Das Leben ist gut.

Der Weg war ganz okay, viel Verkehr und dann ab dem Flughafen vierspurige Autobahn. Da war dann wenigstens ein wenig Abstand zu den Trucks.

Am Flughafen hörte ich Fetzen von Blasmusik und war schon am Überprüfen meines mentalen Zustandes, dann kamen drei Kampfjets in 50 m Höhe mit Minimalabstand angebraust. Ist das laut. Dann noch ein paar Hubschrauber und ein paar Propellermaschinen. Muss wohl irgendein Militärdings sein. Beeindruckend auch die Präzision beim Auftanken in der Luft.