Waschtag

Endlich mal wieder den Duschvorleger waschen. Das Merinoshirt war nach einer Stunde wieder staubtrocken.

Der Weg heute nach Mañihuales war ein wenig komisch. Erst wunderschön,  dann änderte sich die Landschaft. Tegernsee statt Stubai. 

Und dann ist der Dschungel weg. 

Das liegt an der Landvergabe in 1940ern. Siedler durften das Land behalten, das sie binnen eines Jahre bewirtschaftbar machten. Und Feuer ist halt schneller als Säge, also haben die damals eine Gegend in der Größe von halb Oberbayern abgefackelt. Ein paar Jahre später kam dann ein Unwetter und der ganze Baz ist runtergeschwemmt und Puerto Aysén, der Namensgeber der Gegend, hat keinen Meerzugang mehr. Was irgendwie doof ist für einen Hafen.

Dafür pfeift der Wind mit 4-5 bft durch das Tal. Leider aus der falschen Richtung. 

65 km, 600 Hm. 6h im Sattel für die paar km auf gutem Asphalt ohne größere Steigungen. Zwei neue Chilenen mit MTBs plus Yaks getroffen. Und die netten Slowenen, Susanna und Ricardo.

Achtung, Bongospielerinnen

Manche Verkehrsschilder teilen das Schicksal vom King Luki dem Zwoten. Ein ewig Rätsel.

Egal, der liberale chilenische Weg ist vermutlich der richtige. Angucken, staunen und ignorieren. Ein deutsches Pärchen auf einem durchaus sehr geländetauglichen Motorrad erzählte mir, dass sie am Anfang des Passes von einem Benzintanklaster überholt wurden und den erst 40km später wieder sahen. 

Velocidad máxima 20 km/h. Und das als Gefahrguttransport in einem Naturschutzgebiet.

Die Sozia hat mir Kekse angeboten, ich habe dankend abgelehrt, weil ich auf meinen Kalorienhaushalt achten müsse.

Ich hab’s dann erklärt: ich brauche sowas um die 5000 pro Tag und Dietkekse sind da der falsche Weg. 

Espresso

Boah, so ein richtig guter Espresso wäre mal wieder was. Der motorisierte Kollege macht eine Weltumrundung und Lavazza ist einer seiner Sponsoren. Er sitzt da so rum,  weil sein Begleiter ein Photo mit dem Logo des Kaffeerösters macht. Als ich meine, für einen guten Espresso würde ich vermutlich Straftaten begehen, die nicht verjähren, meinte er, sein Vorrat sei vor 14 Monaten im Karakorum zu Ende gegangen. Wenn ich das Italienisch richtig verstanden habe. 

Die bittere Wirklichkeit:

Noch ein Pass

Noch ein Pass mit 500 hm lag auf dem Weg. Eines drei Autos auf dem Weg hoch hielt an und wollte wissen, ob er mich mitnehmen soll. Dankend abgelehnt.

Noch ein Pärchen aus der Slowakei getroffen, die sind wohl die Könige der Logistik. Pro Nase nur zwei Ortliebs.

Das ist bei mir gerade mal Küche und Werkzeug.

Noch was zum Übernachten in Villa Amengual gefunden, warme Dusche, Chefin kocht noch was,  Wifi. Wunderbar. Jefe hockt im Wohnzimmer und zappt durch Sportkanäle, Mama singt in der Küche irgendwelche Schlager mit und der Bub spielt lautstark auf seinem Telefon.

Gestern war es ruhiger.

Leicht bewölkt, 80 km, 1300 hm. Meist guter Schotter.

Hängegletscher

75 km. 900 hm. Blöde Baustelle, 20 km  immer wieder stehen bleiben und warten. 

Aber dann der Abzweg zum Hängegletscher. Noch zwei Kilometer. Nette Campingmöglichkeiten. Also schnell das Gepäck runter. Oh Mist, der vordere Gepäckträger hat auch einen Bruch. Mit einem Expander ist der aber schnell notdürftig repariert. 

Schnell weiter zu den Aussichtspunkten. Nummer Eins und Zwei sind fix abgehakt. Nummer drei ist eine dreistündige Wanderung. Kurzer Check: kurz vor acht, noch eine Stunde Licht. Geht sich aus. Toller Blick auf den Gletscher, der sich langsam über einen Abhang schiebt. Immer wieder krachen Seracs lautstark in die Tiefe. Schnell, aber vorsichtig zurück (kein Mensch im Umkreis von 25 km, kein Netz,  da wäre ein gebrochener Hax echt doof) und beim schwindenden Tageslicht das Zelt aufgebaut. Dann noch Spaghetti mit Tomatensoße gekocht. Traumtag

Lebakassemme

Puyuhuapi ist ganz bezaubernd. Der Ort wurde 1935 von Sudetendeutschen gegründet. Deswegen tragen die Straße Namen wie „Otto Übel“ oder „Hopperdietzel“. Die Carretera wird hier weiter ausgebaut, von 13:00 bis 17:00 ist sie gesperrt. Pausenzeit.

Die 50 km bis hier waren anstrengend, grober Schotter. Gut 3h, 650 hm, 20 Grad.

Zefix

So ein leckeres Klettergebiet vor der Haustür und ich hab keinen Strick dabei.

Nagelneue bolts und die Routen nicht abgegrabbelt. Das Bild habe ich von einem Café aus gemacht. Abendsonne.

Zustieg: 30 Meter.

Und kein Mensch klettert. In Arco oder der Fränkischen müsste man sich ein Jahr im voraus anmelden. 

Diagnose: Z.n. Gepäckträgerbruch bds.

Ich weiß ja nicht, wer diese Schlauchverbinderdinger erfunden hat, aber der sollte ein Denkmal bekommen.

Die 25 kg, die der Hersteller des Gepäckträgers angibt, sollte der mal auf dem Waschbrettschotter hier testen.

Der Typ in der Ferretería hat heute was zu erzählen. Als ich noch ein paar Schlauchverbinderdinger als Ersatz kaufte, wollte er wissen, wofür ich Tourist um alles in der Welt diese Dinger brauche. Ich sei sowieso der erste Ausländer in seinem Laden. Ich hab’s ihm dann gezeigt. Er War dann der Meinung, daß es schon schlau sei, ein paar von den Dingern dabeizuhaben. Oder halt ein Schweißgerät. Aber an den filigranen Drähtchen möchte ich nicht herumbraten.

Applied trail magic

Ich bin jetzt in Villa Santa Lucia.Ein Tag im Regen, mal mehr, mal etwas weniger.

Trail magic nennen die Leute auf dem Appalachian Trail besondere Glücksmomente. Ein Tagesausflügler teil sein Picknick oder so. Bei mir waren es zwei Jungs, die kurz hinter der Passhöhe  (immerhin 640 Meter) mit ihrem Pickup anhielten und kurzerhand das Radl draufwuchteten. Das war eine schöne Schinderei da hoch.

Weil die Abfahrt einspurig sei und ich den Verkehr für eine Stunde aufgehalten hätte. Nicht, dass da viel Verkehr wäre, aber heute ist wohl ein Fussballspiel und der Kollege, der da oben den Verkehr regelt, sollte rechzeitig Feierabend machen können. Danke euch zwei, die Namen habe ich leider nicht verstanden.

48 km, 800 hm, 6 Grad, Dauerregen. Viel guter Asphalt, ein Drittel übler Schotter und Lavasand. Und 10 km Pickup. 

Vielen waren es nicht

die heute mit dem Fahrrad unterwegs waren. Der prognostizierte Dauerregen setzte ein. Naja, Regenwald bedeutet ja neben unglaublicher Schönheit und Artenvielfalt eben auch Niederschlag.

Ich bin über guten Asphalt nach El Amarillo weitergefahren, Dauerregen, aber Rückenwind. Der Ort hat vier Besonderheiten.

Ein Flugzeugwrack, eine Tankstelle und heiße Quellen. Und Humor: er bezeichnet sich als centro del mundo.

Es gibt wieder wunderbare Campingmöglichkeiten, das macht der Parque Pumalin wirklich grandios. Sieben Kilometer weg vom der Straße steht mein Zelt nun in einem Picknickunterstand. Einsam ist kein Ausdruck für die wunderbare Abgeschiedenheit. Manchmal gucken allerhand bunte Vögel vorbei.

Die Therme war sensationell, blöd zu ereichen im schwarzen Lavasand, aber es hat sich gelohnt. Miguel und Thierry war schon da, als ich kam, sind aber in Chaitén geblieben und mit dem Bus zum Baden gefahren.

Ich war dann gut zwei Stunden im 39 Grad warmen Wasser, anfangs fast allein, dann kam eine Uniabschlussklassenfahrt mit 20 Mädels. 

Ich hab dann ein Gruppenbild von ihnen gemacht und ein wenig mit Carolina und Ingrid Schmitz geplaudert. Typisch chilenischer Name.
Mein Chilenisch wird langsam besser.Die Sprache hat recht wenig mit dem zu tun, was ich an der VHS gelernt habe.
Jetzt gibts die obligatorischen Spaghetti mit Tomatensoße.

55 km, 700 hm, 9 Grad. Viel Schotter.

Chaitén

Chaitén ist erstaunlich. In praktischen  Quadraten angelegt wie jede andere Stadt in Südamerika sind die Straßen sehr breit. Breit wie in „Wenn mal Leute herziehen, pflanzen wir Bäume, zwei Fahrspuren in jede Richtung, claro, in der Mitte Straßenbahnen und ein Radlweg geht sich auch noch aus“. 

Derzeit leben so um die 3000 Menschen hier. Das Meer ist einen Kilometer weiter entfernt als vor den Ausbruch und das ist quasi die Sondermüllzone. Da liegen halbe Häuser, Autos, frage nicht.